Andrea Kuhl wusste, was es heißt, Jahre lang an sich vorbei leben zu müssen. Sie erzählte zuweilen, wie ihr gut meinende Menschen, ein Lehrer, ein Geistlicher
oder andere Bezugspersonen Kinder-Träume ausgeredet hatten, von denen sie später erfuhr, dass sie ganz realistisch ihre Begabungen berührten: „Nein, Sonderpädagogik ist nichts für dich, dafür
bist du zu zart.“ Oder: „Modedesignerin, damit kann man doch kein Geld verdienen (es sei denn man wird ein Star)“. Solche Empfehlungen konnten durchaus ernst gemeint sein. Es waren
nicht unbedingt leichtfertige Abwertungen. Aber sie haben unterschätzt, was ein Kind schon an inneren Talenten spüren kann. Das sorgenvolle Bemühen der Erwachsenen kann allzu leicht die Anzeichen
übersehen, an denen man bemerken kann, ob ein Kinder-Traum echte, wenn auch verborgene Talente und Neigungen eines Kindes ausdrückt. Trotzdem hatte Andrea Kuhl es geschafft, in ihrem Beruf als
Rechtspflegerin – der ihr durchaus so manche wesensfremde Aufgabe abverlangte – immer wieder ihr großes Talent einzubringen, auf Menschen zuzugehen, ihnen ein wenig Kraft zu geben, und vor allem
das Gefühl zu vermitteln, ernst genommen zu werden. Ihre Fähigkeit, durch die Oberfläche eines Menschen hindurchzuschauen und sein Wesen zu spüren, mag ihre Antwort auf die erlebten Hindernisse
auf dem Weg zu sich selbst gewesen sein. Ganz konkret war diese Fähigkeit in ihrer liebevollen Beziehung zu ihrem Patenkind Lena zu spüren.
Das Bild entstand auf einer kleinen Verkleidungs-party, um einen Videofilm zum 40. Geburtstag von Andrea Kuhls Cousine Adelheid zu drehen.
Episoden aus Andrea Kuhls Biographie
Freude an der Person / Lass dich dir nicht ausreden / Einfach "da sein"
Status- und Würdenträger aufschließen / Wer war Andrea Kuhl?